Jeden Sonntag treffen sich die Modellflieger auf einem Gelände in Hartenrod / Die Unterabteilung gehört zum SV Affolterbach und existiert dort seit Ende der 80er-Jahre
Affolterbach/Hartenrod. Eine Glühbirne wirft einen kreisförmigen Lichtschatten auf den Arbeitsplatz. Auf diesem verteilen sich hunderte Kleinteile aus Holz. „Der klassische Modellflieger baut seine Flieger auch in Holzbauweise selbst“, sagt Thomas Michel. Bis zu einem halben Jahr sitzen Modellflieger an dem Zusammenbau der Teile, ehe die Flieger in die Lüfte steigen. Michel ist Spartenleiter des Modellflugs beim SV Affolterbach. Anfang der 70er-Jahre wurde die Gruppe gegründet, Ende der 80er-Jahre schloss sie sich als Unterabteilung dem Sportverein an.
Michel verrät lachend im Telefon-Interview: „Davor waren wir im Prinzip Wildflieger und haben uns deshalb beim Sportverein aufnehmen lassen.“ Die Modellflugzeuge starteten rund um das Dorf, manchmal am Waldrand in Wahlen oder auch im Nachbardorf Aschbach. „Mit unserem Platz haben wir seither einen festen Standort.“ Dort treffen sich die Modellflieger am Sonntagvormittag zum Fliegen.
„Aber wir haben keinen eigenen, eingetragenen Modellflug-Platz“, betont Michel. „Mit der Gemeinde ist abgesprochen, dass wir auf einem Platz unserer Modelle fliegen lassen dürfen“, ergänzt er. Richtung Hartenrod hat die Unterabteilung des Sportvereins hierzu ein kleines, umzäuntes Areal angemietet. „Der Zaun hat einen guten Grund. Denn die Wildschweine haben uns den Platz schon das eine oder andere Mal durchwühlt“, erinnert sich Michel.
Der Platz steht der Abteilung seit Mitte der 70er-Jahre zu Verfügung. Hinzugekommen sind über die Jahre hinweg nicht nur die Zaunpfähle, sondern auch eine kleine Hütte, in der die Utensilien des Platzwartes unterkommen – darunter auch ein Rasenmäher, um die Fläche, auf der die Modellflieger starten und landen, zu mähen.
Die Geschichte des Modellfliegens geht in Affolterbach unter anderem auf Philip Unger zurück, erzählt Michel. „Neben dem Fuhrunternehmen und Ausliefern von Baumaterial hat Philip Unger im Ort auch das Modellfliegen angefangen.“ Michel überlegt und ergänzt: „Aber schon zu Kriegszeiten gab es den einen oder anderen, der den Modellflug betrieben hat.“
Auch einen Händler gab es damals vor Ort – im benachbarten Wald-Michelbach mit einem Fachgeschäft für das Modellfliegen. „Wir waren schon von Anfang immer eine gute Gruppe. Natürlich mal größer, mal kleiner. Aber so um die 15 Personen sind wir eigentlich immer“, sagt Michel und betont direkt danach: „Und wir sind wirklich bunt gemischt. Vom Schüler, Rentner bis hin zum Lufthansa-Flugkapitän ist da alles dabei.“
Bei fünf Kilogramm ist Schluss
Unter den Modellflugzeugen gibt es verschiedene Ausführungen. Das kleinste Modell wiegt gerade einmal 200 Gramm und misst eine Spannweite von 40 Zentimetern. Daneben sind die größten Modelle circa fünf Kilogramm schwer und haben dabei eine Flügelspannweite von bis zu fünf Metern. „Viel größer und schwerer dürfen die Modelle aber nicht sein, da wir ja auf keinem eingetragenen Flugplatz fliegen. Da ist bei fünf Kilogramm Schluss“, betont Michel.
Denn auch beim Modellfliegen gilt das Luftfahrtrecht. „Außerdem ist eine Modellflug-Versicherung und ein Kenntnisnachweis des Modellfliegerverbands notwendig“, erklärt Michel und ergänzt: „Sowie eine Mitgliedschaft beim SV.“
500 bis 1000 Euro Wertspanne
Ein typischer Sonntag sieht bei den Modellfliegern so aus: Mit dem Auto geht es zur Wiesenfläche Richtung Hartenrod. „Manche kommen aber auch mit dem Fahrrad. Je nachdem wie sich das Modellflugzeug am besten transportieren lässt.“ Am Platz angekommen werden die Modellflugzeuge zusammengesteckt, ehe es für sie in die Luft geht. Vorher werden die Akkus zu Hause aufgeladen.
Heutzutage fliegen die Modelle nahezu geräuschlos – dank elektrischer Fernsteuerung. „Früher waren die Anwohner nicht ganz so begeistert, denn die Benzinmotoren waren wirklich sehr laut“, gibt Michel zu. „Woher der Wind kommt und wie das Wetter ist, spielt jedes Mal eine wichtige Rolle. Wie beim Großfliegen auch.“ Abstürze gibt es im Kleinformat der Fliegerei immer wieder. „Die Modelle landen in Bäumen und müssen abenteuerlich wieder heruntergeholt werden. Oder man verschätzt sich bei der Landung.“ Zwischen 500 bis 1000 Euro liegt die Wertspanne eines Modellflugzeuges.
„Bei unseren Treffen wird auch viel gefachsimpelt. Interessierte oder Neulinge führen wir immer gerne ein“, so Michel. Die Unterabteilung des SV Affolterbach betreibt das Modellfliegen dabei nur hobbymäßig. „An Wettbewerben nehmen wir nicht teil“, betont Michel. Und was machen die Modellflieger im Winter, wenn der Platz mit einer Schneedecke überzogen ist? „Da fliegen wir mit kleinen Flugzeugen aus Styropor in der Turnhalle in Schönmattenwag. Ansonsten wird über die Wintermonate viel gebaut. Das Hobby des Modellfliegens fordert so Feinmotorik ein, ehe die Modellflugzeuge im Frühjahr wieder über Affolterbach ihre Runden zeihen.“
Quelle: Vanessa Schmidt Odenwälder Zeitung / 17.11.2020 / Fotos: Odenwälder Zeitung