Überwälder Weiberfastnacht: Riesenstimmung beim fünfstündigen Programm in der voll besetzten Peter-Heckmann-Halle in Affolterbach.
Affolterbach. Fünf Stunden lang beste närrische Unterhaltung, unterbrochen von Tanzrunden, bei denen die Bühne proppenvoll war – die Weiberfastnacht mit dem Affolterbacher Carnevalsclub CCA als Gastgeber war am Donnerstagabend wieder ein Höhepunkt in der fünften Jahreszeit im Überwald. Und auch nach dem offiziellen Teil ließen es die Frauen in der Peter-Heckmann-Halle noch krachen.
Zum Auftakt des Abends lud Yvonne Jänischen das Publikum zum Mädelsabend ein und zappte gleich einmal durch das TV-Programm der Weiberfastnacht. Zu ihr stieß dann noch Anna Unger hinzu und zusammen übernahmen sie die Moderation des Abends.
Mitreißender Gardetanz
Schon mit der ersten Darbietung war die närrischen Weiber voll da. Das Gardeballett des CCA wirbelte über die Bühne und sorgte mit einem klasse Gardetanz gleich einmal für Stimmung in der voll besetzten Halle. Schon bei der ersten Bütt konnte sich das Publikum vor Lachen nicht mehr halten. Ulla Walter und Renate Wilhelm kabbelten sich auf der Bühne als zwei Putzfrauen. Auf die Frage, ob sie den Fahrstuhl nass durchgeputzt habe, antwortete Renate: „Ja, in allene vier Stockwerke.“ Sie klagten sich aber auch ihr Leid mit den Ehemännern. Ullas Gatte sei schon so vergesslich. Aber immerhin habe sie in diesem Jahr aber schon drei Geburtstagsgeschenke bekommen. Auch die „Fridays for Future“-Bewegung wurde thematisiert: „Tausend Kinder wünschen sich eine saubere Welt. Und 1000 Mütter wünschen sich, dass die Kinner dodemit mol in ihrm Zimmer oufange.“
Auf eine Flugreise um die ganze Welt nahm die Showtanzgruppe „Limited Edition“ des CV Kapital Schönmattenwag die Zuschauer mit. Je nach Ziel präsentierten die Mädels zur passenden Musik und mit den entsprechenden Kostümen einen Tanz. Schweden, Russland, China oder die Karibik waren nur einige Stationen.
Die Moderatorinnen stellten dann fest, dass sich doch tatsächlich zwei Männer in die Reihen der närrischen Weiber eingeschlichen hatten. So mussten der Wald-Michelbacher Bürgermeister Dr. Sascha Weber und sein Grasellenbacher Amtskollege Markus Röth auf die Bühne, bekamen für ihren Mut, ganz allein unter den vielen Frauen zu sein, aber einen Orden. Einer der beiden hatte einen Schlips an, was nicht ohne Folgen blieb. Die Schere war gleich gezückt und Röths bestes Stück musste dran glauben. Und danach ging es gleich in die erste Tanzrunde mit Musiker Roland Größl.
Drei Tänze nacheinander
Weiter ging es mit gleich drei Tanzdarbietungen. Den Auftakt machten die „Jumping Kids“ von den „Hussmouge“ aus Aschbach als Waldhexen, die mit der ersten Rakete des Abends belohnt wurden. Als Hockeymannschaft enterte die Gruppe „VIP“, ebenfalls aus Aschbach, die Bühne und wartete mit einer sportiven Choreografie auf. Ihr war ebenso ein Riesenbeifall sicher wie den „Peanuts“ aus Gras-Ellenbach, die mit fantasievollen Kostümen und mit einer atemberaubenden Show ins „Nimmerland“ von Peter Pan entführten.
Und dann kam es doch zum Bruch im Programm: Männer auf der Bühne! Das Herrenballett des gastgebenden CCA erfreute die große Weiberschar als tanzende Sandmännchen. Ein Aufschrei ging durch die Halle, als sich zu Rammsteins „Engel“ ein ebensolcher in die Lüfte schwang. Als die Männer dann auch noch in Dirndls zur Techno-Version von „Heidi“ abrockten, waren die Zuschauerinnen nicht mehr auf ihren Stühlen zu halten. Frenetischer Applaus und laute Zugaberufe waren den Kerls sicher.
Wie es einem Ehepaar im Bett ergeht, wenn er schnarcht, zeigten Yvonne Jänischen und Marcel Unger als Barbie und Ken. Sie forderte ihren Schönheitsschlaf ein. „Wiesou haaßt des Schönheitsschlaf, woann me sou aussieht wie Du“, lautete seine Antwort. Da hatte er keinen leichten Stand beim weiblichen Publikum.
Mit viel Tempo und Dynamik überzeugte auch das Schönmattenwager Gardeballett. Die jungen Damen beeindruckten mit ihrer Performance unter dem Motto „Sambaflair“. Wie fit sie noch sind, zeigten die Frauen der Classic-Version der „Fire-Girls“ aus Trösel. Sie reisten bei ihrem ersten Auftritt bei der Überwälder Weiberfastnacht zurück in die Disco-Ära der Siebziger und tanzten unter anderem zu „Daddy Cool“ von Boney M.
„Es Wunner“
Was passieren kann, wenn ein Mann seine Notdurft an des Nachbarn Zaun verrichten will, dann aber keine Hinterlassenschaft zu entdecken ist, schilderte Corinna Tatzel in ihrer Büttenrede mit dem Titel „Es Wunner“. Dass sie sich dabei eines Spatens behalf und beim nächsten Versuch des Nachbars die eigentliche Hinterlassenschaft dann auch noch mit einem Ei austauschte, schockte diesen derart, dass er niemals wieder an ihrem Zaun gesehen ward. Die Frauen kugelten sich vor Lachen. Die „Power Generation“ des CCA ließ danach die Micky-Mäuse tanzen. Eine klasse Darbietung, die vom Publikum gebührend gefeiert wurde.
Die Schlussrunde wurde von den Kneipp-Girls eröffnet. Die jungen Gras-Ellenbacherinnen sind angesichts fantastischer Kostüme und einer ausgefeilten Choreografie eine Klasse für sich und sorgten für „Glitzer und Glämmer“ in der Halle – und wurden jubelnd gefeiert.
Und dann kam sie, die Zahnfee: Die unvergleichliche Eileen Kumpf, die närrische Urgewalt der Aschbacher Hussmouge, war beim 325-jährigen Klassentreffen der Märchenfiguren – und schon etwas angeschlagen. Da reichte schon ihre Mimik und das Torkeln auf der Bühne, um dafür zu sorgen, dass sich das Publikum vor Lachen ausschüttete. Sie zog über ihre ehemaligen Klassenkameraden her. So hatte sie kein gutes Wort für das Rapunzel parat: „Die hot en IQ wie e Dreckschipp.“ Einem anderen schrieb sie ein Gebiss wie „de Mackemer Stoabruch“ zu. Das war der abschließende Höhepunkt, die Halle tobte, Standing Ovations und rhythmisches Klatschen inklusive.
Mit dem Finale mit allen Mitwirkenden auf der Bühne klang eine klasse Weiberfastnachtssitzung aus. Das nächste Jahr sind dann die Hussmouge in Aschbach die Gastgeber. jün
Quelle: Odenwälder Zeitung 22.02.2020 / Jünger