Bei seiner Sitzung präsentiert der CCA in Affolterbach den „gesammelten Wahnsinn“. Schon vor Ende des Abends tanzten die Gäste auf den Tischen.
Affolterbach. Der ganze Saal schaukelt schon zur Musik von Kapellmeister Roland Gröschl hin und her, während in der Ecke der Bühne der Countdown auf den großen Moment um 20.11 Uhr runter zählt – die Stimmung im Saal ist jetzt schon ausgelassen. Das weiße Bühnenbild mit dem aufgemalten bunten Konfetti verrät das Motto des Abends: „Der gesammelte Wahnsinn“.
Garde, Tanzgruppen, Sänger und Büttenredner haben sich in diesem Jahr nach zwei Jahren Abstinenz wieder zusammengetan, um bei der Fastnachtssitzung den Neustart des Carneval-Clubs Affolterbach (CCA) mit einer „Wahnsinnsshow“ zu feiern. Die Moderatoren Jörg Rettig und Alexander Wetter überreichten zudem einen Spenden-Scheck in Höhe von 542 Euro an Marion Muhalia vom Verein HeldenStärker, der sich mit Spezialschulungen für Rettungskräfte für eine bessere Erstversorgung bei Kindern im Notfall einsetzt. Das Geld stammt aus dem Kartenerlös der letzten Sitzung von 2019 – ein Euro pro Karte.
Sonnenschein oder Eheprobleme
„Wir haben viele Bewerbungen für die Show bekommen“, erklärte Rettig und zog einen Akteur nach dem anderen aus der Los-Trommel. Den Anfang machte der Nachwuchs des CCA, die „Tanzmäuse“. In quietschbunten Röcken hüpften die jungen Energiebündel zu funkigen Melodien auf der Bühne herum. Das „Applaus“-Schild hätte es nicht gebraucht – das Publikum in der Halle war begeistert. Ebenso bunt und energiegeladen war die Performance der „Flitzkids“, auf deren Brust runde Schilder mit Herzen oder Regenbögen prangten.
Bei Weitem nicht so eitel Sonnenschein ist das Eheleben von Barbie und Ken (Yvonne Jänichen und Marcel Unger). Hätte er doch mal das Auto vollgetankt anstatt sich selbst, dann wären sie nicht auf halber Strecke zu einer Hochzeit liegen geblieben. Die Braut habe zwar ordentlich Holz vor der Hütte, das sehe aber durch den Bauch gestapelt aus, bemerkte Barbie. Das sei aber alles Schuld des Navis – als Ken das letzte Mal „Fahr zur Hölle“ gesagt habe, habe es ihn nach Aschbach geführt – Gelächter mischte sich mit Empörung seitens der Aschbacher Gäste.
Nicht in die Hölle, sondern in den Wilden Westen ging es mit den Black Angelz und Black Devilz. Die harten Männer ließen sich von ihren Kolleginnen und den beiden „Teufelsgeigerinnen“ zu einer amerikanischen Tanzeinlage hinreißen. Beim Auftritt der Gruppe „Power Generation“ waren die Zwanziger nicht golden, sondern neonfarben. Mit Hosenträgern und Paillettenhut schwangen sie im Takt die bunten Spazierstöcke. Die Firewürmer bildeten im wahrsten Sinne des Wortes den goldenen Abschluss: In glänzenden Sportanzügen schlugen sie zur Begeisterung des Publikums Saltos auf der Bühne.
Ebenso turbulent ging es in der Bar „Zum Rotzlöffel“ zu. Ein Beamter würde sich gern über das leere Glas beim vollen Chef beschweren. Eine Besucherin wehrt den aufdringlichen Kellner ab, er solle doch Kontakt in der Steckdose suchen und sie habe schon besser gegessen. Die Antwort des Kellners: „Aber nicht hier.“ Komplettiert wurde das Inventar durch die Weisheiten eines Betrunkenen: „Wer viel trinkt, schwankt früher, und wer schwankt, hat mehr vom Weg.“
Dinos und Lausbuben
CCA-Urgestein Norbert „Dino“ Gölz II brachte ein letztes Mal das Publikum der Fastnachtssitzung zum Lachen, bevor er nach 43 Jahren in den Büttenruhestand ging. Vorher ließ er sich aber vom weiblichen Publikum erst einmal feiern und gab zu denken: „Jeder Dritte ist hässlich – schauen Sie mal nach links und rechts. Wenn es die nicht sind …“ Dann widmete er sich der Bürgermeisterwahl, bei der alle drei Kandidaten ihr Fett wegbekamen, und gab Einblick in sein Eheleben: Seine Frau habe er durch ein Missverständnis kennen gelernt, eigentlich habe er nach dem Hund gepfiffen. Inzwischen würde sie ihm, wenn er einen Kuss wolle, lediglich das Gebiss hinhalten. Stellvertretend für den Verein verabschiedete ihn Susanne Hoffmann-Rettig mit einem Lied.
Dass die Zukunft der CCA-Bütten aber gesichert ist, bewies das Duo „Vater und Sohn“ (Finley und Marco Rösch). Die ersten Worte des jüngsten Büttenredners des Abends – „So, da bin ich“ – sorgten gleich für donnernden Applaus. Der Rotzlöffel machte seinem Vater nichts als Ärger – sehr zum Amüsement des Publikums. Der Vater sei eine Pizza Margharita, er habe nichts drauf, erklärte er, und die Mutter könne keinen Hexenschuss haben, die würden schließlich nicht auf die eigenen Leute schießen. Dass Finley so faul sei, liege daran, dass in ihm etliche Talente schlummern würden – wie er an diesem Abend bewies.
„Der ganze Stolz des CCA“
Die Herren der Schöpfung sorgten für einen weiteren Höhepunkt des Abends. Der Nachwuchs des „Mini-Männerballetts“ überzeugte mit akrobatischen Einlagen und wurde mit Applaus belohnt. Die Männer kamen dann mit einer Wunderkerzen-Pyroshow mit auf die Bühne. Dort baumelten sie in schwarzen Overalls mit Neon-Tapes an Seilen, ihre Bewegungen waren mechanisch. Als der Nachwuchs sie befreite, enthüllten sie unter den Anzügen bunte Tutus und schwangen in Gardemanier das Tanzbein. Sie ernteten begeistertes Lachen und Pfeifen.
Dass die Garde der ganze Stolz des CCA ist, bewies das Publikum, als die Mädchen in den blau-weißen Uniformen auf der Bühne standen. Die Gäste hielt es nicht auf den Stühlen, und sie ehrten sie mit ohrenbetäubendem Pfeifen und Applaus.
Ihre weibliche Seite zelebrierten Martin Mottl und Marco Rösch alias Renate Rot und Cordula Grün. Die Ladys gaben intime Einblicke: So hätten sie beim jüngsten Frauenarztbesuch das Intimspray mit dem Fastnachtsglitter verwechselt und zwei Diäten angefangen – von einer werde schließlich niemand satt. Tipps für knausrige Ehemänner gab es von ihnen frei Haus.
Das Programm umrahmten die Sänger der „Hampelmen“. Sie gaben nicht nur eine auf „Äppelwoi“ umgedichtete Version des Seemannslieds „Wellerman“ zum Besten, sondern auch eigene Hymnen auf den CCA und bekannte Fastnachtsschlager wie „Viva Colonia“. Nicht erst am Ende des Abends tanzte das Publikum enthusiastisch auf den Tischen. kum
Mitwirkende:
Moderation: Jörg Rettig, Alexander Wetter
Kapellmeister: Roland Gröschl
Black Devilz/Black Angelz: Matthias Fitzer, Marcel Unger, Anna Unger, Nina Fitzer, Susanne Stern, Anna Knapp, Svenja Meixner, Yvonne Schwöbel, Janina Sattler, Frank Sattler, Dirk Schwöbel, Frank Pleiner; Leitung: Janina Sattler
Gardeballett: Fabienne Frößinger, Mayleen Müller, Carla Wilhelm, Laura Knapp, Luanne Weber, Leni Fitzer, Fabienne Rösch, Francesca Rösch, Kerstin Unrath, Milena Schwöbel, Amelie Schwöbel; Leitung: Amelie Schwöbel
Mini-Männerballett (MMB’s): Mattis Krämer, Leon Luca Schons, Franco Rösch, Finley Rösch, Luis Keil Männerballett: Martin Mottl, Marco Rösch, Dennis Gast, Manuel Keil, Christian Körner, Tim Schons, Andreas Meixner, Lukas Hufler, Kevin Seitz; Leitung: Carmen Öhlschläger, Sandra Müller
Flitzkids: Sophia Jäger, Minella Seitz, Laura Fitzer, Julia Ader, Pia Fiederlein, Viviana Frößinger, Joleen Sauer, Emi Barron, Joyce Sauer, Marlene Jänichen, Ida Öhlenschläger, Carolina Schons, Emelie Paegelow, Zara Yilmaz, Erwa Baris, Finja Kurtz, Stella Gemeinhardt, Melina Wolf, Alaine Wolf, Melissa Suvaki, Tamara Pecher; Leitung: Lena Hufler, Lisa Kurtz, Dana Sattler
Tanzmäuse: Anne Mühlfeld, Eleanor Price, Finja Flick, Finja Krämer, Hanna Kirschenlohr, Lea Sophie Navratil, Leonie Lang, Lilith Krämer, Lilli Paegelow, Lotta Greiff, Luisa Knapp, Luna Gavrilla, Malia Wolf, Mona Knapp, Romy Spulak, Samina Heiser; Leitung: Anna Unger, Anna Knapp
Power Generation: Lisa Kurtz, Jelena Lukic, Kat Mages, Lena Guthier, Lena Hufler, Luanne Weber, Katharina Gölz, Lea Kirchenlohr, Celine Baris, Fabienne Fröhsinger, Dana Sattler, Isabella Fröhsinger; Leitung: Janina Sattler Firewürmer: Yvonne Jänischen, Conny Sachs, Christina Widmann, Mariola Müller, Mayleen Müller, Lisa Vetter, Hannah Vetter, Melanie Vetter, Jelena Lukic, Sina Sauer, Lena Hufler; Leitung: Lena Hufler
Bütt „Vater und Sohn“: Finley Rösch, Marco Rösch
Bütt „Barbie und Ken“: Yvonne Jänichen, Marcel Unger Bütt Dino: Norbert Gölz II
Bütt „Richi und Mottl“ alias Renate Rot und Cordula Grün: Martin Mottl, Marco Rösch
Sketch „Bar zum Rotzlöffel“: Amelie Schwöbel, Francesca Rösch, Jakob In het Panhuis, André Knapp, Frank Pleiner
Hampelmen: Jörg Rettig, Ingo Öhlenschläger, Joachim Wagner, Eddi Müller, Marc Norris, Horst Wurtz, Bernd Rettig, Valentin Rettig, Marius Adam, Alexander Wetter, André Knapp; Leitung: Susanne Hoffmann-Rettig
Livegesang Dino und Finale: Susanne Hoffmann-Rettig
Quelle: Odenwälder Zeitung 20.02.2023 kum / Fotos: Fritz Kopetzky