Die ehemaligen Bundesliga-Stars gewinnen gegen die Ü40 des SV Affolterbach mit 17:1. Karl-Heinz Körbel verrät zwei Neuzugänge für die Traditionsmannschaft und Makoto Hasebe gibt ein Interview nach dem Debüt.
Als der Schlusspfiff ertönte, gab es kein Halten mehr. Junge und Junggebliebene stürmten auf den Platz, um den Stars von Eintracht Frankfurt aus jüngerer und fernerer Vergangenheit Autogramme und Selfies abzujagen. Das Fußballspiel der Ü40 des SV Affolterbach und der Traditionsmannschaft von Eintracht Frankfurt am Mittwochabend war ein Volltreffer.
Die Menschen strömten in Scharen zur Peter-Heckmann-Sportanlage. 2025 Zuschauer sahen in einem einseitigen Spiel über zweimal 40 Minuten eine Frankfurter Tradi, der es offensichtlich so gut im Odenwald gefiel, dass sie beim 17:1-Erfolg die meisten Tore in diesem Jahr erzielte und auch das 15. Spiel zum Abschluss der Kampagne „Eintracht in der Region“ gewann.
Schon lange Zeit vor dem Anpfiff nutzten zahlreiche Kinder und Jugendliche das Angebot der Eintracht-Fußballschule und trainierten unter der Anleitung von professionellen Übungsleitern.
Eine Hüpfburg und eine Torwand, beides im SGE-Design, zogen die Kinder magisch an. Wer noch schnell ein bisschen Merchandising brauchte, konnte sich am Fanmobil der Eintracht, aber auch am Stand des SV Affolterbach reichlich mit Fanutensilien eindecken.
Ein perfekter Rahmen
Der perfekte Rahmen wurde komplettiert durch beste Witterungsbedingungen. Sah es zuvor noch so aus, als könnte die Partie eine recht feuchte Angelegenheit werden, strahlte vor dem Spiel bereits die Sonne. Der Spielball fand auf ungewöhnliche Weise den Weg zum Sportplatz. Es waren nämlich keine Geringeren als die Turnlegende Eberhard Gienger und der mehrfache Fallschirm-Weltmeister Hans-Dieter Pfeifer, die mit dem Spielgerät vom Himmel herabschwebten und zielgenau auf dem Platz landeten.
Die Stars waren freilich die Gäste aus Frankfurt, allen voran Makoto Hasebe, der noch in der vergangenen Saison im Bundesligakader der SGE stand. Aber natürlich wurden auch Vereinsikonen wie Karl-Heinz Körbel, Uwe Bindewald oder „Fußballgott“ Alex Meier vom Publikum bejubelt. Die Anzahl der Eintracht-Fans war sehr hoch. Viele von ihnen feierten ein Wiedersehen mit den Idolen ihrer Kindheit und Jugend. Einige von ihnen hatten sich dabei gar nicht allzu sehr verändert. Maurizio Gaudino zum Beispiel, der immer noch so aussieht, wie zu seinen besten Zeiten, nur eben etwas ergraut, aber noch immer mit der prägnanten goldenen Halskette ausgestattet.
Für Nico Hammann, dem Trainer des SV Unter-Flockenbach, war es gar ein Wiedersehen mit Personen, die er aus seiner eigenen Profikarriere kennt. Speziell erinnerte er sich an ein DFB-Pokalspiel im Jahr 2016, als er gegen die Eintracht ein Tor erzielte. Hamanns Freistoß für den 1. FC Magdeburg fand damals über Hasebes Kopf unhaltbar abgefälscht den Weg ins Tor zum 1:1-Ausgleich. „Am Ende siegte dann aber doch die Eintracht und wurde erst im Pokalfinale von Borussia Dortmund gestoppt“, erinnerte sich der Affolterbacher.
Ehrentreffer durch Manuel Keil
Das Spiel selbst war schließlich eine glasklare Sache für die „Eintracht-Oldies“. Jedoch konnten sich die Gastgeber gerade defensiv einige Male auszeichnen und so Schlimmeres verhindern. Vor allem Spieler wie Makoto Hasebe und Bastian Oczipka, die beide ihre Profikarriere erst kürzlich beendeten und ihre erste Partie für die Traditionself bestritten, sorgten des Öfteren für Fragezeichen in den Affolterbacher Gesichtern. Doch immerhin kamen die Platzherren zu einem Ehrentreffer. Frankfurts Thomas Zampach war so freundlich, den Ball im Strafraum einfach mal in die Hand zu nehmen. Den fälligen Elfmeter verwandelte schließlich Manuel Keil.
Wenn es nach Karl-Heinz Körbel geht, muss das Spiel im Rahmen der Kampagne „Eintracht in der Region“ auch nicht die letzte gemeinsame Aktion von Eintracht Frankfurt und dem SV Affolterbach gewesen sein. „Wir bieten immer etwas an, dass wir mit unserer Fußballschule für mehrere Tage vorbeikommen. Es ist immer schön, wenn der Kontakt erhalten bleibt“, sagte der Bundesligarekordspieler, der die treibende Kraft der Traditionsmannschaft und der Kampagne ist.
Bald mit Rode und Chandler
In absehbarer Zeit werden die SGE-Legenden übrigens prominenten Zuwachs bekommen, wie Körbel verriet. So wird Ex-Kapitän Sebastian Rode dazustoßen. Das war aktuell wegen seiner Managementseminare, die er in der Schweiz besucht, und weiterhin bestehenden Knieproblemen nicht möglich. Mit Timothy Chandler steht zudem ein weiteres Frankfurter Urgestein in den Startlöchern. Er gehört er aber bekanntermaßen noch zum Bundesligakader der Adler.
SV Affolterbach: F. Sattler, H. Sattler – Rosenberg, Hanekamm, Keil, Kessler, Roggatz, Heckmann, Planicka, Elsner, Schuster, Unrath, Keiss, Kirschenlohr, Rettig, Bruns, Knapp, T. Sattler, Eckert, Seeberger, Wilhelms, Jäger.
Eintracht Frankfurt: Hoffelner, Qosa – Körbel, Zampach, Oczipka, Skela, Gaudino, Nadaroglu, Bindewald, Müller, Bommer, Thurk, Husterer, Meier, Zick, Hagner, Hasebe, Dworschak, Komljenovic, Amstätter, König, di Baldo.
Tore: 0:1 Thurk (3.), 0:2 Meier (14.), 0:3 Skela (16.), 0:4 Thurk (30.), 0:5 Skela (32.), 0:6 Gaudino (34.), 0:7 Hasebe (40.), 0:8 Hagner (43.), 0:9 Gaudino (50.), 0:10 Komljenovic (53.), 0:11 Hagner (56.), 0:12 Hagner (62.), 0:13 di Baldo (63.), 0:14 Hagner (65.), 0:15 Hasebe (67., Handelfmeter), 0:16 Husterer (72.), 1:16 Keil (75., Handelfmeter), 1:17 Zick (79., HE).
Schiedsrichter: Joschka Pfeifer (Rimbach) – Zuschauer: 2000.
Makoto Hasebe genießt die Nähe zu den Fans
Als Makoto Hasebe ausgewechselt wurde und in Richtung Kabine schreiten wollte, musste er sich den Weg praktisch freischreiben, denn Autogramm- und Selfiejäger belagerten massenhaft den 114-fachen japanischen Nationalspieler, der in Affolterbach sein erstes Spiel für die Traditionsmannschaft von Eintracht Frankfurt feierte. Hasebe, der immer als Musterprofi galt, nahm auch das Spiel gegen die „Oldies“ des SVA nicht auf die leichte Schulter und bereitete sich ganz in seiner Art schon beim Aufwärmen auf die Aufgabe vor.
Wir sprachen mit dem 40-Jährigen, der als wesentlicher Faktor für den Aufschwung der Frankfurter in der Fußball-Bundesliga in den letzten Jahren gilt, und derzeit Co-Trainer bei der U21 ist.
Makoto Hasebe, jetzt haben Sie Ihr erstes Spiel für die Eintracht-Traditionsmannschaft bestritten. Wie war’s?
Makoto Hasebe: Es hat sehr viel Spaß gemacht. Es ist für mich eine große Ehre, für eine Mannschaft zu spielen, in der so viele Legenden von Eintracht Frankfurt spielen. Es ist ein tolles Gefühl, dazu eingeladen zu werden. Zudem ist in Affolterbach ein toller Platz und es ist allgemein sehr schön hier.
Sie waren ja zweifelsohne eine der großen Attraktionen bei diesem Spiel und wurden von den Fans und Autogrammjägern wohl am meisten belagert. Genießen Sie diese Fannähe?
Hasebe: Ja, das ist schon etwas Besonderes, so nah bei den Fans zu sein. Es hat mich auch sehr gefreut, dass es so viele Menschen waren, die den Weg zu dem Spiel gefunden haben. Es war eine schöne Stimmung, und es macht immer Spaß, vor vielen Menschen zu spielen.
Sind Sie zufrieden mit den äußeren Umständen und allgemein der Organisation durch den SV Affolterbach?
Hasebe: Ja, auf jeden Fall. Das ist alles top organisiert. Uns wurden die besten Bedingungen geboten. Ich finde es sehr schön, dass es in Deutschland so etwas wie Traditionsmannschaften gibt. Aus Japan kenne ich das nicht. Dabei ist es allerdings eine sehr schöne Sache. Wunderbar ist es auch, wie das von den Menschen angenommen wird. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass so viele Leute kommen, um sich das Spiel einer Traditionsmannschaft anzusehen. Das war ein tolles Erlebnis.
Das heißt, Sie werden nach Ihrem Karriereende als Profi nun in der Traditionsmannschaft durchstarten und noch viele Spiele absolvieren?
Hasebe: (lacht): Wenn ich weiter dazu eingeladen werde, dann mache ich das sehr gern.
Was ist eigentlich Ihr Geheimnis, dass Sie selbst im fortgeschrittenen Fußballeralter immer als der fitteste aller Profis von Eintracht Frankfurt galten?
Hasebe: Da gibt es kein Geheimnis. Ich habe mein Leben auf den Fußball ausgerichtet. Das beginnt bei der Ernährung über den guten Schlaf bis hin zum zielgerichteten Training. All das habe ich bis zu meinem letzten Spiel durchgezogen. Das ist alles.
Quelle: Odenwälder Zeitung / Ausgabe 04.10.2024 / Text: Holger Giebel / Fotos: Fritz Kopetzky