Quelle: Odenwälder Zeitung / 16.07.2019
Affolterbach – Es sind vor allem die vielen Gegentore der vergangenen Saison, die Trainer Antonio Pietroluongo noch schwerer als eine mächtige Pizza Quattro Formaggi im Magen liegen. „Wir haben schon im Training besprochen, dass wir daran arbeiten müssen“, gibt er für die kommende Runde des SV Affolterbach in der Fußball-Kreisliga B vor. Aus 80 Bällen, die im eigenen Kasten zappelten, soll im Idealfall die Hälfte werden.
Ansonsten zeigte sich der Coach mit der abgelaufenen Runde „im Großen und Ganzen zufrieden“. Natürlich wäre ein Platz zehn oder acht statt elf in der Endabrechnung schöner gewesen, meinte er. Aber für die erste Saison „im Zuge dessen, was wir aufbauen wollen“, lässt er die Platzierung gelten. Neben einer stabileren Abwehr setzt er den Fokus auch darauf, „die Chancen konsequenter zu nutzen“. Denn eines bedingt das andere. Machen die Jungs vorn die Dinger nicht rein, kommt der Gegner in Ballbesitz, „knallt es im Gegenzug. Das Angriffs- und Umschaltspiel muss besser funktionieren.“
Natürlich wünscht sich jeder Trainer zum Saisonstart einen Sieg. Vom Aufsteiger SG Hüttenfeld, mit dem sich der SVA am ersten Spieltag auseinandersetzen muss, erwartet Pietroluongo, „dass die die Euphorie mitnehmen“. Von seiner Elf wiederum erhofft er sich mehr Konstanz als in der vergangenen Saison: „Zu Hause sind wir gut aufgetreten.“ Auswärts war die Punkteausbeute jenseits von Gut und Böse. Wenn hier mehr geliefert wird, „können wir einen guten Mittelfeldplatz anpeilen“.
Dank an die Soma-Spieler
Mit den Neuzugängen sieht der Coach Mittelfeld und Angriff gut verstärkt. Pietroluongo kann jetzt mehr variieren. „Ich muss nicht mehr Spieler aus der Soma einsetzen“, sagt er. Denen ist er sehr dankbar, dass sie in der vergangenen Runde aushalfen, „aber das kann nicht die Zukunft eines Vereins sein.“ In jeder Partie gab es damals eine andere Aufstellung. „Wie soll man sich da einspielen?“
Über seine Kontakte zum KSV Reichelsheim kamen gleich drei Aktivposten in den Überwald. Harry Walther kennt der Trainer vom gemeinsamen Kick bei der dortigen Soma, als beide bei der Ligamannschaft aushalfen. „Der ist ein erfahrener Fuchs, der die Mannschaft führen kann“, erhofft er sich. Gerade für die Jüngeren ist ein solcher Leitwolf Gold wert. Walther wird auch die Lücke füllen, die durch den halbjährigen Aufenthalt von Patryk Banaszkiewicz in Polen entsteht.
Torjäger Fabio Sattler steigt langsam wieder ein. Mit seiner A-Liga-Erfahrung ist er ein wertvoller Mann. „Vorne ein Knipser“, weiß Pietroluongo um die Torgefährlichkeit des früheren Weinheimers. Auch Ajdin Pudic „ist offensiv eine Bereicherung“. Philipp Mager wiederum hilft dem SV in der Defensive weiter, die mehr Stabilität braucht. Mehdi Hashemi war lange verletzt „und braucht noch ein bisschen“, so der Trainer.
„Durch unsere Neuzugänge haben wir Qualität und Erfahrung gewinnen können“, sagt auch der Sportliche Leiter Helmut Sattler. Besonders freut es ihn, „dass wir eine recht junge Truppe zusammen haben, die großteils schon in der JSG spielte“. Für die Torleute gibt’s seit der Sommerpause in jeder Trainingseinheit eine Extraschicht. Möglich macht das der neue Co-Trainer Franz Fleischmann, der vom FC Fürth II gekommen ist. Der bisherige Co-Trainer Enes Sejaric bleibt dem SVA als Spieler erhalten und unterstützt die Mannschaft mit seiner Erfahrung.
Pietroluongo setzt in seiner Arbeit auf Kommunikation. In zwei Gruppen wird die Abwehrarbeit trainiert und dabei die Vorstellung des Betreuerteams klar rübergebracht. „Dann liegt es an den Jungs, es auf dem Platz umzusetzen.“
Bis es wieder losgeht, „haben wir noch einiges vor“, erläutert er. Um die Fitness der Elf macht er sich keine Sorgen. „Die sind nach 70 Minuten wieder ins Spiel zurückgekommen“, hat er beobachtet. Es ist vor allem die taktische Komponente, an der er feilen will.
Zu 90 Prozent arbeitet der Coach mit dem Ball. „Ich versuche den Jungs Spaß zu vermitteln und sie bei Laune zu halten“, meint er über sich. Er erwartet aber auch Konzentration über die vollen 90 Minuten während des Trainings. „Ich bin kein Schleifer“, sagt Pietroluongo schmunzelnd, auch wenn er auf dem Platz nicht der leiseste ist. Aber da geht es um die Motivation.
Trainer muss Psychologe sein
Ein Trainer heutzutage müsse auch Psychologe sein, der auf die einzelnen Charaktere innerhalb der Mannschaft eingeht. Der 46-Jährige weiß, dass er es mit einer ganz anderen Generation als vor 20 Jahren zu tun hat. Er leitete schließlich auch schon die A-Jugend des KSV Reichelsheim. Reden und Kommunizieren ist sein Ding – „wie überall im Leben“. Verschweigen oder hintenrum agieren kann er gar nicht ab. „Der ganze Verein ist da, wenn es etwas zu klären gilt“, betont er. tom

Quelle: Odenwälder Zeitung 16.07.2019
Bildquelle: Simon Hofmann