Der SV Affolterbach feiert die B-Liga-Meisterschaft und kehrt nach acht Jahren in die Kreisliga A zurück. Bester Sturm und beste Abwehr. Wir stellen die erfolgreiche Mannschaft vor. Dazu zählen auch ein „Tanzflächen-Tornado“ und der „Tower“.
Affolterbach. Es hat einfach gepasst in dieser Saison. Der SV Affolterbach stieg nicht nur nach acht Jahren wieder von der Fußball-Kreisliga B in die A-Klasse auf, sondern holte auch punktgleich mit der SG Hammelbach/Scharbach die Meisterschaft. Und das mit nur einer Niederlage und fünf Unentschieden in der kompletten Runde. Für Trainer Sebastian Theobald ist der Aufstieg bei dieser Bilanz hochverdient – in den vergangenen Jahren waren die Affolterbacher am Ende immer knapp gescheitert.
Der Coach zeigt sich „extrem happy“, wie offensiv seine Elf die Saison über spielte. Vier Tore pro Partie produzierte der beste Angriff der Liga. Und das, ohne die Defensive zu vernachlässigen. Denn diese fing sich mit 20 Gegentoren ebenfalls die wenigsten Treffer ein. „Wir haben spielerisch noch einen draufgepackt und uns weiterentwickelt“, sieht Theobald einen deutlichen Unterschied zur vorigen Saison. Was in den letzten Jahren manchmal fehlte, war dieses Mal vorhanden: die Effizienz vor dem Tor. Oftmals fielen zum richtigen Zeitpunkt die wichtigen Treffer. Dazu kamen ganz frühe Tore, die der Partie den richtigen „Drive“ gaben. Und natürlich: die Chancenverwertung, die zuvor ausschlaggebend für so manche weggeschenkte Begegnung war.
Großer Kader ist Herausforderung
Eine „brutale Herausforderung“ im positiven Sinn war für den Coach der große Kader. In der sehr ausgeglichenen Mannschaft hatten alle Startelf-Ambitionen. Deshalb war Fingerspitzengefühl gefordert, um alle zufriedenzustellen. Das gelang. Es war kein Neid dabei. „Alle haben mitgezogen und sich dem Ziel untergeordnet.“ Ein Indiz dafür ist für ihn die extrem hohe Trainingsbeteiligung mit im Schnitt 17 Mann. Und das mit Erfolg: „Wer reinkam, hat geliefert.“ Das verschaffte dem Team auch einen langen Atem. Die bestmögliche Elf konnte auflaufen. Die Leistung auf dem Platz ist die eine, sehr wichtige Sache. Wenn der Verein außen herum noch sehr gut mitarbeitet, ist das ein zusätzlicher Pluspunkt. Und dann kam natürlich noch die Unterstützung durch die Fans hinzu. Bei Heimspielen sind dreistellige Besucherzahlen die Regel. Selbst auswärts waren immer mindestens 20 bis 30 Anhänger dabei – getoppt vom letzten Saisonspiel in Unter-Flockenbach mit über 100 Fans. „Das war die Krönung.“
Ein solcher Moment wie nach dem Abpfiff „wiegt Arbeit, Schweiß und Enttäuschungen auf“, sagt Theobald. Als nach dem Schlusspfiff der frenetische Jubel ausbrach, „war das absolut verrückt“ – gepaart mit Gänsehautfeeling. Die spätere Party in Affolterbach in der Heckmann-Halle wollte kein Ende nehmen. Jetzt gilt es aber, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen. Die A-Liga ist für Theobald „hochattraktiv“ und sehr derbyreich. Viele bekannte Gesichter warten. Der Trainer macht seinen Anspruch für die kommende Runde klar: „Wir wollen eine solide Rolle spielen.“ Der SVA will sich in der Liga etablieren, den einen oder anderen A-Ligistin ärgern und nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Dafür gilt es, an der spielerischen Dominanz zu arbeiten und diese öfter auf den Platz zu bringen. Zur Verwirklichung sind sehr viele Vorbereitungsspiele geplant. Ein Thema bei diesen wird die Entscheidungsfindung sein: Wann geht’s nach vorn, wann nach hinten, wird schnell oder langsam gespielt. Das wirkt sich entsprechend auch auf den Ballbesitz und somit die Dominanz aus. „Das wird immer wieder ein Trainingsschwerpunkt sein“, kündigt der Coach an.
Das Trainerteam mit Marcel Eckert und Norbert Schultheiß zeigt sich mit der Qualität und Quantität des Teams sehr zufrieden. „Damit kann man in der A-Liga bestehen.“ Beeindruckt ist Theobald von der „wahnsinnigen mannschaftlichen Geschlossenheit“. Alle sind gut befreundet und unternehmen zusammen viel. Bis auf zwei Abgänge bleibt die Mannschaft zusammen. Isa Younes wechselt zum TSV Gras-Ellenbach, Robin Oberle geht mit unbekanntem Ziel. Stand jetzt gibt es noch keine Zugänge. „Wir vertrauen dem Kader“, will man die Suche laut Theobald auch nicht forcieren. Einige A-Jugendliche trainieren außerdem bereits bei den Senioren mit. Dass dies eine gute Schule ist, zeigt sich an Nino Sattler und Leo Trautmann, die sich ebenfalls ihre Sporen in der Jugend verdienten. „Die haben sich direkt ohne Anlaufschwierigkeiten eingefügt.“ Was für den Trainer ein „sehr, sehr gutes Gefühl“ bedeutet. Und gute Aussichten.
In puncto Meisterfeierlichkeiten sind die Aussichten übrigens ebenfalls gut: Denn die gehen in die nächste, sechstägige Runde, wenn heute in Affolterbach die Kerwe beginnt. tom
Die Meistermannschaft
Der SV Affolterbach beschreibt seine Meistermannschaft folgendermaßen:
Toni Cosic (28 Jahre, Torwart, 21 Einsätze): Überragender Torwart mit Ambitionen zum Spielmacher, dem selbst Busquets im Strafraum zuschauen würde. Wenn ein Gegner anläuft, fühlt sich Toni oft zu Dribblings animiert. Das Resultat? Herzstillstand beim Trainer, Schweißausbrüche beim Publikum – und trotzdem irgendwie nur 20 Gegentore.
Leon Krause (27 Jahre, Torwart, 5 Einsätze): SVAler durch und durch, ist immer da für die Mannschaft, wenn sie ihn braucht. Torwarttraining benötigt er hierfür nicht, dies hält er überwiegend im Sitzen ab. Hat die Eigenschaft, sämtliche seiner unzähligen Verletzungen bereits zu spüren, bevor diese überhaupt auftreten.
Leo Trautmann aka „Tower“ (27 Jahre, Verteidiger, 25 Einsätze, sieben Tore): Mit seiner Größe und Defensivstärke ein absoluter Fels in der Brandung. Hat ein großes Kommunikationsbedürfnis zum Schiedsrichter. Fehlentscheidung? Keine Sorge, „Tower“ klärt das lautstark – meistens noch bevor der Ball zum Stillstand kommt.
Robin Oberle (23 Jahre, Allrounder/Halbverteidiger, sechs Einsätze): Leider immer wieder von Verletzungen geplagt, gute Technik am Ball und im Zweikampf.
Sören Gölz (27 Jahre, Capitano, Verteidiger, 20 Einsätze, fünf Tore): Sören will nicht nur Woche für Woche den Sieg holen – er arbeitet auch hart daran, dass der Malle-Körper der Mannschaft mehr glänzt als der Pokal. Dank seiner Stabi-Übungen wackelt da nix – außer vielleicht die Gegner.
Marlon Rettig (22 Jahre, Verteidiger, 19 Einsätze, zwei Tore): Schnellster Innenverteidiger in der Kreisliga B. Zudem ein absolutes Zweikampf-Monster. Wäre er eine FIFA-Karte, hätte er zwei Punkte im Passen und 99 in der Verteidigung – nicht ohne Grund bezeichnet er sich selbst gerne als „Holzfuß“.
Markus Kunkel (29 Jahre, Mittelfeldstratege, sieben Einsätze, ein Tor): Eleganter Fußballer und Freistoßspezialist. Unterstützte auf eigenen Wunsch die zweite Mannschaft in der Rückrunde.
Nino Sattler (24 Jahre, Mittelfeldwirbelwind, 24 Einsätze, 14 Tore): Auf dem Platz ein Kämpfer mit Torriecher. Stimmungslage je nach Tagesform zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Neben dem Platz ist er die SV-Krawallschachtel oder der „Tanzflächen-Tornado“.
Philipp Rettig (22 Jahre, rechter Schienenspieler, 25 Einsätze, zwei Tore): Schnellster Spieler im Kader, Vorlagen- und Taktgeber im Offensivspiel. Dauerläufer auf dem rechten Flügel. Hat so viele dumme Sprüche auf Lager, wie er Meter im Spiel macht. Weder Gegner noch Gesprächspartner haben seine Ruhe vor ihm.
Janis Schäfer (22 Jahre, Sturm, 22 Einsätze, 22 Tore): Bester Torschütze der Mannschaft und der Kreisliga B, abschlussstarker Mittelstürmer, der immer richtig steht. Die beachtliche Torausbeute steht jedoch in keinem Verhältnis zu seinem begrenzten Bewegungsaufwand.
Ajdin Pudic (28 Jahre, Mittelfeld, 15 Einsätze, acht Tore): Mittelfeldstratege mit feinem Fuß, gutem Auge, Tordrang und bosnischem Temperament – manchmal hitzig, oft genial. Obwohl er eigentlich Rechtsfuß ist, legt er sich den Ball oft auf links – wahrscheinlich, um seinem Trainer zu ähneln, der selbst auch eher linkslastig ist.
Leon Eckert (22 Jahre, Sechser, 24 Einsätze, ein Tor): Bildet mit seinem Bruder das Bindeglied zwischen Abwehr und Offensive. Leon, auch bekannt als „Tiz“, hat einen starken Drang zum Tor. Jedoch entsteht daraus meist nicht mehr als eine Rückgabe. Leon ist ein echtes Kopfballmonster.
Daniel Konstantinov (21 Jahre, sieben Einsätze, fünf Tore): Schönheitsfußballer, Ex-U19-Bundesliga-Star, jetzt Kreisligaheld. Ob Rasen oder Acker, seine Leistung stimmt immer. Seine Statistik? Top. Seine Hacke-Spitze 1-2-3? Legendär.
Benedict Steffan (25 Jahre, Mittelfeld/Abwehr, acht Einsätze, drei Tore): „Laser Bene“, top erster Kontakt und brutaler Abschluss, den er aber auch gerne mal vergisst und stattdessen lieber auf die andere Spielfeldseite dribbelt.
Jakob Steffan (27 Jahre, Mittelfeld/Abwehr, 22 Einsätze, ein Tor): In der Mannschaft nur bekannt als Jay, oder wie Toni sagt, Jot. Läuft die Linie unermüdlich hoch und runter. Auf seine ersten Kontakte ist immer Verlass. Super Dribbler mit guter Übersicht. Das Tore schießen wird bei ihm allerdings eher klein geschrieben.
Armin Bender (23 Jahre, Verteidigung/Mittelfeld, 18 Einsätze, ein Tor): Abwehrspieler mit Mut zum Risiko – manchmal auch ein bisschen zu viel davon. Statt den Ball einfach zu klären, geht er lieber ins Dribbling. Gegen zwei, manchmal drei. Mit Hallenschuhen. Auf Rasen. Ob’s klappt? Nicht immer. Ob’s unterhaltsam ist? Immer.
Nico Maaß (23 Jahre, 25 Einsätze, sieben Tore): Klein gewachsen, aber groß im Auftreten. Sein Mut zum Dribbling sprengt jeden Maßstab. Wer ihm zusieht, merkt sofort: Dieser Spieler hat höherklassige Luft geschnuppert. Seine kurzen Erfahrungen aus der Verbandsliga bringt er sichtbar mit in die Kreisliga.
Berat Guel (23 Jahre, Mittelfeld/Angriff, 17 Spiele, 5 Tore): Pfeilschneller Flügelspieler. Im Eins-gegen-Eins Duell nicht zu halten. Seine Durchbrüche über rechts stets gefährlich. Der linke Fuß dient lediglich zur Wahrung des Gleichgewichts. Spielte die halbe Runde mit Badekappe, um das Wachsen seiner neue Frisur geheim zu halten. Das Ergebnis: Phänomenal.
Anes Pudic (22 Jahre, Achter/Stürmer, 9 Einsätze, ein Tor): Dribbelstark und mit ordentlichem Pfund im Fuß ausgestattet. Hat den Kopf ab und an zu oft unten und verpasst so den Abschluss. Lautstark auf dem Platz, neben dem Platz ein ruhiger Zeitgenosse. Trainiert gerne im Polo.
Isa Younes (19 Jahre, 6 Einsätze): Am Ball wie Messi in seiner Prime, wenn er will. Wenn er auf dem Platz steht, blitzen manchmal echte Genialität und ein feines Füßchen auf. Würde er öfter den Ball als die Schere in die Hand nehmen, wäre er schon auf dem Weg in die Saudi League. Abgesehen davon ein herzensguter Mensch.
Marcel Eckert (27 Jahre, 26 Einsätze, 17 Tore, Co-Trainer seit zwei Jahren): Ist ein absoluter Anker und Führungsspieler. Er ist der Motor und Taktgeber der Mannschaft, dies hat er sich von seinem Idol Jackson Irvine abgeschaut. Seine Standards sind ligaweit gefürchtet.
Sebastian Theobald (31 Jahre, Trainer seit vier Jahren): Obwohl Sebi für seine Trainingsplanung mehr Zeit mit seinem Laptop verbringt als ein IT-Student, schafft er es, mit seinen Jungs erfolgreichen Fußball zu spielen. Auch wenn es seinem Herzen nicht immer guttut.
Norbert Schultheiß (Torwart-Trainer). „Nobs“, der Chef der „Odenwälder Landfrauen“. Ist eine Koryphäe des Torwartsportes. Mit seinem Wissen und Erfahrung entwickelt er die Torhüter menschlich und sportlich weiter. Seine Sprüche sind legendär und sein Torwart-Training ist öfters mal zu anstrengend für den Geschmack der Keeper.
Betreuer-Team: Ingo Cervenka, Lena Hufler, Timo Sattler („Lachs“), Bernd Rettig.
Offizielle: Jörg Rettig, Tim Schons, Arne Wilhelms, Waldemar Heiser.
Quelle: Odenwälder Zeitung / Ausgabe: 27.05.2025 / Fotos: Gian-Luca Heiser